Beruhigungsmittel beim Fliegen? Eine einfache Lösung bei Flugangst?


Beruhigungsmittel Benzodiazepine Tavor fliegen

 

Wenn du unter Flugangst leidest, ist der Gedanke verlockend: Ein starkes Beruhigungsmittel kurz vor dem Abflug und schon ist die Angst weg. So ähnlich habe ich es auch oft gehört, sowohl in meinen 15 Jahren als Flugbegleiterin als auch in meinen Coachings. Doch wie sinnvoll ist dieser Ansatz wirklich?

 

In diesem Artikel zeige ich dir auf wissenschaftlicher Basis und mit meiner Praxiserfahrung, warum diese vermeintlich schnelle Lösung viele Fragwürdigkeiten birgt und welche nachhaltigen Schritte du stattdessen gehen kannst. (Und ja: Ich bin keine Ärztin, aber Heilpraktikerin für Psychotherapie in Ausbildung, daher keine medizinische Beratung, sondern eine fundierte Aufklärung.)

 

Hier die ganze Podcastfolge anhören:

Beruhigungsmittel Benzodiazepine Tavor fliegen

 

1. Was sind Benzodiazepine und wieso finden sie als „schneller Ausweg“ bei Flugangst Anwendung?

2. Beruhigungsmittel beim Fliegen: Kurzzeit-Hilfe mit Langzeitfolgen

3. Die Wahrheit: Tabletten lindern Symptome - aber heilen keine Flugangst! 

4. Drei therapeutische Schritte, um Flugangst langfristig zu besiegen

5. Fazit: Warum Bewältigung statt Betäubung der nachhaltigere Weg ist

 


 

1. Was sind Benzodiazepine und wieso finden sie als „schneller Ausweg“ bei Flugangst Anwendung?

 

Beruhigungsmittel, die beim Fliegen häufig diskutiert werden, gehören zur Wirkstoffgruppe der Benzodiazepine (kurz „Benzos“) oder verwandten Substanzen („Z-Substanzen“). Diese Medikamente wirken angstlösend, beruhigend, schlaffördernd und muskelrelaxierend. 


Wenn jemand mit Flugangst vor dem Abflug sagt: „Ich nehme jetzt eine Tablette, dann ist alles gut“, klingt das zunächst nachvollziehbar, denn die Angst kommt oft mit physiologischer Alarmreaktion, wie Herzrasen, Beklemmung oder innerlicher Unruhe. Da erscheint eine sedierende Wirkung wirkt erst mal sehr verlockend.

 

 


 

2. Beruhigungsmittel beim Fliegen: Kurzzeit-Hilfe mit Langzeitfolgen

 

Kurzfristige Wirkung = nicht gleich langfristige Lösung

Ja, eine Tablette kann dafür sorgen, dass du während des Fluges weniger spürst oder dich ruhiger fühlst.

Aber: Die Angst, die durch die Tablette „gedämpft“ wird, ist nicht verschwunden. Sie ist lediglich nicht mehr spürbar.
Sobald die Wirkung nachlässt, ist es wahrscheinlich, dass die Angst sogar noch stärker zurückkehrt.

 

Kontrolle, Wahrnehmung & Handlungskompetenz an Bord

Im Flugzeug gibt es Situationen, in denen du handlungsfähig sein musst, z. B. während Sicherheitsanweisungen, einer Evakuierung oder Betreuung von Kindern oder Begleitpersonen. Ein stark sediertes Bewusstsein kann diese Handlungskompetenz beeinträchtigen.

 

Abhängigkeit, Toleranz und Nebenwirkungen

Die Langzeitanwendung von Benzodiazepinen birgt erhebliche Risiken: nach wenigen Wochen kann bereits eine Abhängigkeit vorliegen. Ebenfalls Nebenwirkungen, wie kognitive Einschränkungen, Sturzgefahr oder Konzentrationsprobleme, sind gängige Begleiterscheinungen. 

  • Die Bundesärztekammer weist darauf hin, dass Benzodiazepine und Z-Substanzen ein hohes Abhängigkeitspotenzial haben. 

In Deutschland wird die Zahl der Menschen geschätzt, die von Benzodiazepinen abhängig sind, mit etwa 1,0–1,6 Mio. angegeben.

 

 


 

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3. Die Wahrheit: Tabletten lindern Symptome - aber heilen keine Flugangst! 

 

Angst wird nur unterdrückt, aber nicht verarbeitet

Wenn du beim Fliegen auf Tabletten setzt, sendet dein inneres System die Botschaft: „Ich brauche etwas, damit diese Angst erträglich wird.“ Damit fehlt aber die Gelegenheit, die Angst zu verstehen, mit ihr zu arbeiten und sie aufzulösen.

 

Verstärkung durch Kontrollverlust

Angst kommt oft mit dem Gefühl, keine Kontrolle zu haben. Wenn du dich dann mit Medikamenten ausknipst, bestätigst du innerlich: „Fliegen ist so schlimm, ich kann es nur mit Tabletten aushalten.“ Diese Botschaft stärkt die Angst langfristig.

 

Kein Aufbau eigener Ressourcen

Der Fokus versteift sich auf „ich kriege das nicht ohne hin“ statt „ich kann das lernen“. Das steht im Widerspruch zu meinem Ansatz bei Flugangst: Selbstwirksamkeit stärken, Wissen aufbauen und emotionale Verarbeitung ermöglichen.

  


 

4. Drei therapeutische Schritte, um Flugangst langfristig zu besiegen.

 

Hier meine drei klaren Empfehlungen, die du noch heute umsetzen kannst und die langfristig viel kraftvoller sind als die kurzfristige „Tablettenlösung“.

 

1. Positiver Self-Talk

Stelle dir vor, dein inneres Kind hat Angst. Sprich mit ihm liebevoll: „Ich bin bei dir. Wir schaffen das. Du bist sicher.“ Du übernimmst die Verantwortung, als erwachsenes Ich für dein eigenes inneres Kind oder den Teil in dir, der beim Fliegen Angst hat. 

 

2. Wissen über das Fliegen

Je besser du echte Kenntnisse hast, wie ein Flug abläuft, welche Geräusche und Bewegungen im Flug normal sind, desto weniger Raum bleibt der Angst, Horrorszenarien zu konstruieren. Angst liebt Lücken. Wenn du sie mit Fakten füllst, verliert sie Macht. Studien zeigen: Wissensaufbau über das Fliegen und Psychoedukation sind ein starker Schritt in der Angst- und Panikbewältigung.

 

3. Hilfe annehmen & Gemeinschaft finden 

Suche dir Unterstützung: einen Coach, eine Gruppe, Menschen mit ähnlicher Flugangst. Gemeinsames an-einem-Starng-ziehen reduziert Isolation, schafft Verständigung und führt nachweislich zu besseren Ergebnissen als Alleingänge. Psychotherapie und strukturierte Programme gelten als wirksame Alternative zur Medikation bei Angstzuständen. Und das Beste: ganz ohne das Risiko einer Abhängigkeit! :-)

 

 


5. Fazit: Warum Bewältigung statt Betäubung der nachhaltigere Weg ist

  

Wenn du eine Entscheidung triffst für deinen nächsten Flug, dann ist nicht die Frage „Nehme ich Tabletten oder nicht?“ das Wichtigste. Vielmehr:

  • „Wie möchte ich mich fühlen? Wie möchte ich fliegen? Und wie kann ich das ermöglichen, statt mich von Angst und Medikamenten bestimmen zu lassen?“

Ja – Medikamente wie Benzodiazepine haben ihre Indikation (z. B. im Krankenhaus oder in der Psychiatrie, bei akuten Erregungszuständen, unter ärztlicher Aufsicht).

 

Aber wenn dein Ziel ist, die Flugangst zu überwinden, also wenn du wirklich längerfristig angstfrei fliegen möchtest, dann führt kein Weg daran vorbei:

  • Selbstwirksamkeit, Wissen, emotionaler Verarbeitung und Unterstützung.

Ich lade dich ein:

Gib deinem inneren Teil, der Angst hat, eine liebevolle Hand. Gib deinem erwachsenen Teil, der weiß, dass Fliegen sicher ist, die Führung.

 

Und wenn du deine Angst gern gemeinsam mit mir und anderen Menschen angehen möchtest, die genauso fühlen wie du, dann komm ins nächste kostenlose Flugangst-Training oder trag dich auf die Warteliste für den nächsten Flugverliebt-Kurs ein.

 

 

Liebe Grüße Linda von Flugverliebt.

 


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